reformiert in Wien

2. Mai 2019


Das schöne und sonnige Wetter hat das Zepter übernommen, am Nachmittag wird es gar ein Frühsommertag sein. Wir brechen früh auf und warten eine Dreiviertelstunde vor dem Eingang der Spanischen Hofreitschule, um Sitzplätze ergattern zu können, was uns auch gelingt. Wir können dem morgendlichen Training und Einreiten der Pferde zuschauen, was nicht minder poetisch ist, als eine Aufführung am Abend. Die Spanische Hofreitschule ist im Michaelertrakt der Hofburg angesiedelt. Ursprünglich diente sie der reiterlichen Ausbildung der kaiserlichen Familie. Sie ist einer der wichtigsten Orte zur Erhaltung der klassischen Reitkunst, wobei ausschliesslich Lipizzaner ausgebildet werden. Seit 2010 gehört die Klassische Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen Hofreitschule zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. 2016 wurde auch das Wissen um die Lipizzanerzucht am Bundesgestüt Piber, das die Hofreitschule mit den Schulhengsten versorgt, in die österreichische UNESCO-Liste aufgenommen.

Gegen elf Uhr gehen wir weiter zu den reformierten Kirchen, die an der nahegelegenen Dorotheergasse gelegen sind. Es gibt einen Eingang zu zwei Kirchen im ehemaligen Königinnenkloster. Auf der linken Hofseite ist die lutherische Kirche (Augsburger Bekenntnis), auf der rechten jene des helvetischen Bekenntnis. Evangelische Gottesdienste in Wien waren bis zum 1781 erlassenen Toleranzpatent Kaiser Josephs II. verboten. Eine trotz Protesten der Wiener Erzbischöfe staatlich geduldete Ausnahme waren die reformierten Gottesdienste in den Räumen der niederländischen Gesandtschaft in Wien. Diese Gottesdienste waren auch für die Wiener Bevölkerung zugänglich. Die Gottesdienstgemeinschaft der niederländischen Gesandtschaft bildete die Keimzelle für die Wiener reformierte Gemeinde (H. B.) Die Wiener lutherische Gemeinde (A. B.) war infolge des Toleranzpatents gegründet worden. Sie erwarb die an die Wirtschaftsgebäude anschliessende ehemalige Klosterkirche, die zur Lutherischen Stadtkirche umgebaut wurde. Die Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen. Die reformierte Stadtkirche (H. B. wie Heinrich Bullinger bzw. Helvetisches Bekenntnis).

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Eindruck aus der Evanglischen Kirche nach dem Augsburger Bekenntnis (Lutherisch).

Beide Kirchen sind als Toleranzbethaus gebaut. Gemäss den Bestimmungen durfte das Gebäude von aussen nicht als Kirche erkennbar sein und keinen strassenseitigen Eingang aufweisen. So wurde die Strassenfassade in der Art eines Wohnhauses gestaltet und verbarg die beiden Hauptportale in einem von der Gasse nicht einsehbaren Innenhof. Bei der Gestaltung des Innenraums war Architekt Gottfried Nigelli freier und wählte einen für seine Zeit fortschrittlichen, klassizistischen Stil. Am 25. Dezember 1784 wurde die Reformierte Stadtkirche (H.B.) eingeweiht. Nach einem Besuch in der lutherischen Kirche erwartet uns Pfarrer Mag. Harald Kluge im Hof. Im gemeinsamen Austausch erzählt er uns aus der Geschichte der Wiener Reformierten und wie sie heute ihren Alltag leben können.

Mit einem gemeinsamen Segen beschliessen wir unseren Besuch. Mit dem Besuch der reformierten Stadtkirchen haben wir auch unser gemeinsames Programm absolviert und wir schwärmen in alle Himmelsrichtungen aus, um die Stadt nochmals bei Sonnenschein zu erleben. Das gemeinsame Nachtessen, bei dem wir uns bei Barabara Hutzl für die gute Organisation und die interessanten Ausführungen bedanken, beschliesst unsere Reise.

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Decke in der Evangelischen Kirche nach dem Helvetischen Bekenntnis (2. Helvetisches Bekenntnis).


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in der Wachau – 1. Mai
bei Schubert und Beethoven – 30. April
Spaziergang in Wien – 29. April


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Wien, Naschmarkt – 2. Mai
Wiener Kaffee – 2. Mai
Matura – 3. Juli



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